Bitcoin – Wie funktioniert es? Eine Erklärung
von Alexander Mayer, am Samstag, 25.5.2019
Bitcoin ist die allererste blockchain-basierte Kryptowährung. Das White Paper (Konzeptpapier) wurde im Jahr 2008 von einem Autor veröffentlicht, der unter dem Pseudonym „Satoshi Nakamoto“ bekannt ist. Die wahre Identität dieser Person ist bis heute unbekannt. Bitcoin soll laut Autor ein Gegenkonzept zu dem aus seiner Sicht nicht mehr funktionierenden Finanzsystem darstellen und wurde als Antwort auf die im Jahr 2008 herrschende Finanzkrise veröffentlicht. Der Programmier-Code des Bitcoin ist also „Open Source“ - für jeden öffentlich einsehbar.
Seit 2009 sind die ersten Bitcoins im Umlauf und wurden zunächst nur zwischen Informatikern und Software-Entwicklern im Dunstkreis von Nakamoto direkt von Person zu Person hin und her gesendet. Zuerst zu Testzwecken und um das Konzept technisch versierten Personen vorzustellen. Die erste große Börse, auf der Bitcoin gehandelt wurde, war Mt. Gox, ein japanischer Handelsplatz für Sammelkarten, der im Jahr 2010 auf den Handel mit Bitcoin umgestellt wurde und bald zum Hauptumschlagplatz für die Kryptowährung wurde, ehe sie 2014 Insolvenz anmelden musste.
Mittlerweile gibt es hunderte Kryptowährungsbörsen, auf denen Bitcoin gegen Geld oder diverse andere Kryptowährungen gehandelt werden kann. Bitcoin macht mit über 50 Prozent den weitaus größten Marktanteil des kompletten Krypto-Sektors aus, der sich insgesamt (Stand Frühling 2019) auf einem Marktkapitalisierungslevel von etwa 190 Milliarden US-Dollar bewegt. Zum Vergleich: Allein der US-Konzern Apple ist mit einer Marktkapitalisierung von knapp einer Billionen Dollar mehr als fünf mal so groß.
Wie funktioniert Bitcoin?
Ein Bitcoin ist im Grunde nicht mehr als eine Eintragung in einem dezentralen, kryptographisch verschlüsselten Logbuch, der sogenannten Blockchain. Über die Blockchain als Software-Protokoll, das laufend aktualisiert wird, kann man Bitcoins empfangen und versenden. Bei einer Bitcoin-Transaktion wird nicht wirklich etwas versendet, sondern nur die Eintragung innerhalb der Blockchain aktualisiert, dass Besitzer A nun weniger Bitcoin-Einheiten hat und Besitzer B dafür mehr gutgeschrieben bekommt.
Die Blockchain garantiert dabei, dass die Eintragungen nicht gefälscht werden können, oder sich jemand einfach zusätzliche Bitcoins „dazu erfindet“, indem er sich einfach mehr Bitcoin-Einheiten einträgt, als er vorher hatte.
Der Nutzer greift mittels eines privaten und eines öffentlichen Schlüssels auf seine Bitcoins zu und empfängt oder versendet sie. Der öffentliche Schlüssel (Public Key) kann dabei als Kontonummer angesehen werden und der private Schlüssel (Private Key) als dessen Passwort. Man interagiert mit bestimmten Programmen, oder über bestimmte Websites mit der Blockchain. Diese werden als „Wallets“ bezeichnet.
Wie wird Bitcoin erzeugt?
Die Struktur des Bitcoin ist im Kern-Protokoll der Bitcoin-Blockchain festgelegt und unterliegt einigen Regeln, an die sich alle Netzwerk-Teilnehmer durch die Verwendung dieses Protokolls automatisch halten müssen.
Neue Bitcoins werden durch das sogenannte Mining erzeugt. Das ist der Vorgang, bei dem neue Informationen in der Blockchain gespeichert werden. Alle Bitcoin-Transaktionen werden in Blöcken abgespeichert. Diese Blöcke haben eine maximale Speichergröße von 1 MB, das heißt, dass nur eine bestimmte Menge an Transaktionen pro Block gespeichert werden kann. Durch sogenannte Second Layer Lösungen, also Updates, die über das Kern-Protokoll gelegt werden, konnte die Blockgröße von Bitcoin auf bis zu 4 MB erhöht werden.
Die Erzeugung eines Blocks dauert annähernd 10 Minuten. Das ist durch das Protokoll so festgelegt. Miner müssen für die Herstellung eines Blocks ein kryptographisches Rätsel lösen, für das eine Menge Rechenleistung notwendig ist. Das Bitcoin-Protokoll überprüft alle 2 Wochen (bzw. alle 2016 Blöcke), wie viel Rechenleistung insgesamt im Netzwerk vorhanden ist und passt die Schwierigkeit dieses Rätsels entsprechend so an, dass die Erzeugung eines Blocks weiterhin 10 Minuten dauert.
Sobald ein Block erzeugt und vom Rest des Netzwerks validiert wurde, erhält der Miner die Transaktionsgebühren aller Transaktionen, die innerhalb des Blocks abgewickelt wurden. Zusätzlich dazu werden jedes Mal, wenn ein neuer Block erzeugt wird, auch neue Bitcoins erzeugt, die dem Schöpfer des Blocks gutgeschrieben werden.
Zu Beginn waren es 50 Bitcoins pro Block. Alle 210.000 Blöcke wird diese Zahl halbiert (das sog. „Halving“-Event). Das entspricht einem Zeitraum von ungefähr 4 Jahren. Somit ist auch grob festgelegt, welche Obergrenze an Bitcoins es geben wird und wann diese erreicht sein wird: Es wird maximal 21 Millionen Bitcoins geben und diese Zahl wird ungefähr im Jahr 2140 erreicht sein. Stand Frühjahr 2019 sind über 17,6 Millionen Bitcoin-Einheiten bereits erzeugt worden. Es hat bereits 2 Halbierungen gegeben, eine im Jahr 2012 und eine im Jahr 2016. Momentan werden 12,5 neue Bitcoins pro Block erzeugt (vorher 25, davor 50). Voraussichtlich am 21. Mai 2020 findet die nächste Halbierung statt.
Welche Vorteile bietet Bitcoin?
Bitcoin ist dezentral. Das heißt, man benötigt keine Drittpartei wie eine Bank oder ähnlichen Finanzdienstleister, um das Geldsystem nutzen zu können. Das einzige, was man benötigt, um Bitcoin zu nutzen, ist ein internetfähiges Gerät wie beispielsweise ein Smartphone. Aufgrund seiner dezentralen Beschaffenheit ist Bitcoin nicht an Ländergrenzen gebunden und kann theoretisch als globales Zahlungsmittel verwendet werden.
Bitcoins sind zudem immer im direkten Besitz des Eigentümers. Es ist so gut wie unmöglich, einen Bitcoin-Besitzer technisch zu enteignen, da das gesamte System, auf dem Bitcoin beruht, dezentral ist und es mit einem unglaublichen Rechenaufwand verbunden wäre, mehr als die Hälfte des Systems zu kontrollieren und damit in der Lage zu sein, den Zustand der Blockchain, auf der die Besitzverhältnisse eingetragen sind, im eigenen Sinne zu verändern.
Welche Nachteile hat Bitcoin?
Bitcoin-Transaktionen sind langsam. Es dauert 10 Minuten einen Block zu erzeugen, in dem eine Transaktion gespeichert ist. Bis eine Transaktion als unwiederbringlich gesichert gilt, ist eine Anzahl von 5 bis 6 Blöcken notwendig, die über den ursprünglichen Block gelegt werden. Ab diesem Zeitpunkt wird der benötigte Aufwand für eine nachträgliche Veränderung der Blöcke so hoch, dass es realistisch unmöglich zu bewerkstelligen ist. Im Vergleich mit länderübergreifenden Banktransaktionen mag das schnell sein, aber beim alltäglichen Bezahlen würde dies ein enormes Hindernis darstellen.
Auch die maximale Obergrenze ist ein potenzieller Kritikpunkt, da sie deflationär wirkt. Das kann für ein Geldsystem, das auf Liquidität angewiesen ist, ein sehr negativer Faktor sein.
Ein ganz wesentlicher Punkt ist die eigene Kontrolle über die eigenen Bitcoin-Einheiten. Was ein absoluter Vorteil ist, kann sich genauso gut zu einem extremen Nachteil entwickeln, denn: Wenn man seinen privaten Schlüssel verlieren, vergessen, oder sonst wie unzugänglich machen sollte, dann sind die Bitcoin-Einheiten hinter dem Private Key unwiederbringlich verloren. Es gibt keine Möglichkeit, die Kontrolle über die Bitcoin-Einheiten ohne den privaten Schlüssel zu erhalten. Dunkelziffern besagen, dass bereits mehrere hunderttausend Bitcoins für immer verloren sind.
Auch wenn man die falsche Adresse beim Empfangen oder Versenden von Bitcoins angibt, hat man dieses Problem, da man die Transaktion nicht revidieren kann. Es ist aufgrund der technischen Beschaffenheit einer Blockchain nicht möglich, solche Fehler wieder rückgängig zu machen, sobald eine Transaktion einmal validiert worden ist.
Was ist ein Bitcoin wert? Kann man damit bezahlen?
Bitcoin hat keinerlei Fundamentalwert, da es im Grunde nur eine digitale Eintragung auf einer Blockchain ist. Der Preis bestimmt sich allein aus Angebot und Nachfrage. Der (potenzielle) intrinsische Wert ergibt sich aus den technologischen Vorteilen der Dezentralität gegenüber herkömmlichen zentralen Strukturen innerhalb des Finanzsystems. Auch das verhältnismäßig lange Bestehen des Bitcoin und seine funktionierende Infrastruktur geben ihm einen gewissen vertrauensbasierten Wert, der weiter steigen kann, je mehr Leute sich dem Bitcoin-Netzwerk anschließen und die Kryptowährung verwenden. Dennoch könnte der Bitcoin aufgrund seiner Open-Source-Technologie beliebig kopiert werden (was auch bereits diverse Male vorgekommen ist, siehe Bitcoin Cash, Bitcoin Gold, etc.)
Bitcoin hat bereits auf der ganzen Welt Anwendungsfelder gefunden. Diverse Geschäfte, vor allem aber Online-Händler und Dienstleister haben Bitcoin (in vielen Fällen zumindest zeitweise) als Bezahlmethode akzeptiert. Einige Beispiele hierfür wären Amazon, Starbucks, Microsoft, Lieferando und viele mehr. In seiner Vergangenheit wurde Bitcoin jedoch auch für viele zweifelhafte Geschäfte verwendet, darunter Käufe von Waffen oder Drogen im Darknet und so weiter.
Alles in allem ist Bitcoin in seiner jetzigen Form jedoch weniger eine Währung, als viel mehr ein Spekulationsobjekt. Die meisten Käufer erwerben Bitcoin nicht, um damit Zahlungen zu tätigen, sondern in der Hoffnung, dass er in Zukunft weiter an Wert gewinnen wird. Aufgrund dessen wird die Rolle des Bitcoin in der Zukunft von vielen Marktbeobachtern und Experten aufgrund seiner limitierten Menge eher als Wertspeicher zum Vermögensschutz, ähnlich wie Gold, denn als wirkliches Bezahlsystem angesehen. Unter der Voraussetzung natürlich, dass Bitcoin und die Blockchain als solches nicht komplett scheitern.
just „hodl“
Innerhalb des Krypto-Sektors hat sich jedoch über die Jahre eine ihresgleichen suchende „buy and hold“ Mentalität entwickelt, die unter dem Motto „hodl“ (zumindest im Web) fast schon popkulturellen Bekanntheitsgrad erlangt hat. Das Wort „hodl“ leitet sich von „hold“ ab und ist gerüchteweise entstanden, weil ein betrunkener Bitcoin-Investor einst in einem Internet-Forum seinen Optimismus bezüglich Bitcoin trotz einer schwierigen persönlichen Finanzsituation kund getan hat und sich dabei ein wenig vertippt hat.
Titelfoto: Iaremenko Sergii / Shutterstock.com
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