Das Geheimnis der Indikationen – Oder: Warum gibt es mehrere Dax-Kurse?
von Apostolos Tsiter, am Freitag, 8.7.2016
Kann sich der Dax zur gleichen Zeit um 0,6% und um 0,7% verändern? Ja, er kann. Denn neben dem Xetra-Kurs gibt es noch weitere Berechnungen zum deutschen Leitindex.
Merkwürdigerweise scheint es auf OnVista mehrere Dax-Kurse zu geben. Aufmerksamen OnVista-Nutzern wird aufgefallen sein, dass sich die Dax-Angaben in der Zeile ganz oben auf der OnVista-Seite von denen in der Marktübersicht unterscheiden. Während der Dax-Stand meist identisch ist, werden fast immer unterschiedliche prozentuale Veränderungen angezeigt.
Warum gibt es diese Unterschiede?
Die Erklärung: In der Marktübersicht oder auch im Dax-Snapshot wird zumeist der Xetra-Kurs angezeigt. Der Dax-Kurs in der Übersichtzeile ganz oben auf OnVista.de hingegen ist eine Indikation der Deutschen Bank. Der Xetra-Kurs und die Deutsche-Bank-Indikationen nutzen andere Datengrundlagen. Das erklärt die Unterschiede in der prozentualen Veränderung.
Hier ein Beispiel.
Das ist der Xetra-Kurs:
Und das der Kurs der Deutsche-Bank-Indikation zur selben Zeit:
Die Dax-Stände sind nahezu gleich, doch die prozentuale Veränderung sind unterschiedlich. Das liegt daran, das die Deutsche-Bank-Indikation auf einem anderen Vortages-Schlusskurs als der Xetra-Kurs basiert.
Warum zeigen wir Dax-Indikationen an?
Wir nutzen Indikationen aus zwei Gründen: Zum einen zeigen Indikationen die (vermutliche) Dax-Entwicklung auch außerhalb der Xetra-Handelszeiten. Das ist zugleich der Grund für die unterschiedlichen Schlusskurse: Der Dax „läuft“ bei den Indikationen noch eine Zeit lang weiter. Zum anderen bilden Dax-Indikationen den Kurs nahezu in Echtzeit ab, während der Dax-Xetra-Kurs auf OnVista standardmäßig nur mit einer Verzögerung von 15 Minuten angezeigt werden kann.
Was sind Indikationen?
Die knappe Antwort: Indikationen sind Erwartungswerte.
Finanzinstitute wie die Deutsche Bank veranschaulichen mit ihrer Dax-Indikation, wie sich der deutsche Leitindex nach ihrer eigenen Berechnung entwickelt – und zwar auch außerhalb der Börsenöffnungszeiten. Die Berechnung kann dabei nur annäherungsweise erfolgen.
Zahlreiche Faktoren nehmen Einfluss auf die Kurse. Indikationen versuchen das abzubilden. In ihre Berechnungen fließen beispielsweise Kursbewegungen an Börsen und Handelsplätzen ebenso ein wie wichtige Nachrichten und Ereignisse. Vor Handelsbeginn an der Frankfurter Börse lassen sich anhand der Indikationen ablesen, mit welchem Wert z.B. der Dax vermutlich in den Tag starten wird.
Dax-Indikationen gibt es aber nicht nur außerhalb der Börsenöffnungszeiten, sondern auch während des Xetra-Handels. Die Indikationen spiegeln dabei den Dax-Kurs in annähernder Echtzeit. Allerdings müssen diese Kurse nicht exakt übereinstimmen, weil Börse und Banken nicht die genau gleiche Datenbasis verwenden.
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