OnVista Wissen: Swap-basierte und voll replizierende ETFs
von Apostolos Tsiter, am Dienstag, 7.4.2015
ETF - ein kleines Kürzel für einen großen Gewinner. Exchange Traded Funds – oder eben kurz ETFs – haben sich in den vergangenen Jahren zu einem Lieblingsprodukt deutscher Anleger gemausert. Kein Wunder, das Grundprinzip dieser Indexfonds ist denkbar einfach: Der Fonds bildet die Wertentwicklung eines Börsenindex nach, ohne viel Aufwand, ohne große Kosten.
Gerade Anleger ohne tiefergehende Börsenkenntnisse, die aber trotzdem von der Wertentwicklung an den Finanzmärkten profitieren wollen, greifen immer häufiger zu ETFs. Besonders beliebt sind ETF-Sparpläne, mit denen Geld in regelmäßigen Raten in ausgewählte Indexfonds angelegt wird.
Selbst die Stiftung Warentest hat in der diesjährigen März-Ausgabe ihrer Zeitschrift Finanztest den ETFs ein gutes Zeugnis ausgestellt: börsengehandelte Indexfonds seien bequem, sie seien kostengünstig und Anleger müssten sich nicht groß mit Fondszusammensetzung und –strategie befassen.
Und dennoch: Ganz so einfach ist es mit den ETFs dann doch nicht.
Vom echten zum synthetischen Fonds
Das Prinzip ist klar: In einem Indexfonds sollten die Aktien des zugrundeliegenden Index‘ enthalten sein, und das mit entsprechenden gleichen Gewichtungen. So hat im Dax beispielsweise die Daimler-Aktie ein Gewicht von rund neun Prozent. Diese Gewichtung sollte sich auch in einem Dax-ETF spiegeln. Ändert sich die Zusammensetzung und Gewichtung eines Index‘, muss der ETF-Anbieter entsprechend nachjustieren.
Dieses Nachjustieren ist jedoch teilweise sehr komplex. ETF-Anbieter sind daher in den vergangenen Jahren dazu übergegangen neben solch "echten" ETFs eine zweite Variante von Indexfonds aufzulegen: synthetische bzw. swap-basierte ETFs.
Was unterscheidet swap-basierte ETFs von „echten“ ETFs?
Echte Indexfonds werden auch „voll replizierend“ genannt. Hier ist die Lage klar: Der ETF-Anbieter kauft für diesen Indexfonds die entsprechenden Wertpapiere aus dem Index in der jeweils aktuellen Gewichtung und passt diese Zusammensetzung des Fonds laufend an.
Bei „Swap-basierten“ kauft der Manager hingegen ganz andere Aktien, als der eigentliche ETF-Name vermuten ließe. So könnten in einem Dax-ETF nur Titel japanischer Kleinwerte enthalten sein, während ein ETF auf den MSCI World Index nur aus Dax-Vertretern besteht.
Der Anleger bekommt davon in der Regel wenig mit. Die in einem solchen ETF vorhandenen Aktien dienen als Gegenwert für einen sogenannten Swap (Tausch). Die Wertentwicklung des Basisportfolios wird mit einer Bank gegen die Wertentwicklung des abzubildenden Index getauscht.
Mit der Kombination aus Basisportfolio und Swap soll sichergestellt werden, dass ein swap-basierter Indexfonds das tut, was voll replizierende Indexfonds tun: die Wertentwicklung des namensgebenden Index möglichst exakt nachzuvollziehen.
Ist es also egal, ob Anleger ihr Geld in einen voll replizierenden oder einen swap-basierten ETF stecken? Nicht ganz. Warum nicht, lesen sie im zweiten Teil: Kritik an swap-basierten ETFs
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