Wissen: Stop-Loss-Order
von Apostolos Tsiter, am Dienstag, 3.2.2015
Die Aktienkurse schießen durch die Decke. Seit Anfang des Jahres hat der Dax 1500 Punkte gewonnen. Die Pläne der Europäischen Zentralbank für den Ankauf von Anleihen haben nicht nur den deutschen Leitindex in die Höhe getrieben. Auf breiter Front haben Wertpapiere von der Aussicht auf eine neue Gelschwemme profitiert. Ein Ende des Höhenflugs ist momentan nicht in Sicht, doch klar ist auch: irgendwann werden die Kurse wieder sinken.
Wie schnell es dann nach unten gehen kann, hat der vergangene Herbst gezeigt. Zwischen Mitte September und Mitte Oktober war der Dax um über 1200 Punkte eingebrochen und hatte mit knapp über 8500 Zählern den tiefsten Stand des Jahres markiert. Nicht viel anders sah es im Juli aus, als der Index innerhalb von vier Wochen um über 1000 Punkte nachgab. Oder im März: 700 Punkte Verlust in zwei Wochen. Oder im Januar.
Der Dax im Jahr 2014: ein beständiges Auf und Ab.
Absicherung gegen den Kursrutsch
Unterm Strich ging es für den Dax in den letzten Jahren zwar stetig aufwärts, zwischendurch schnellten die Kurse immer mal wieder in die Höhe, um wenig später fast ebenso stark abzustürzen. Nicht erst seit 2014 schwanken die Kurse stark, der Markt ist durch eine „hohe Volatilität“ gekennzeichnet.
Anleger, die sich gegen derartige Schwankungen absichern möchte, steht ein einfaches und wirksames Mittel zu Verfügung: Stop-Loss-Order. Mit diesem Werkzeug können auch Kleinanleger ihre erzielten Gewinne absichern und Verluste begrenzen.
Mit einer Stop-Loss-Order, die wie ein normaler Wertpapierauftrag erteilt wird, bestimmt der Anleger einen Mindestkurs. Unterschreitet eine Aktie, ein Fonds oder ein anderes Wertpapier diesen Kurs, wird für den gesamten Posten im Portfolio ein Verkaufsauftrag ausgelöst.
Stop-Loss-Order sind daher besonders für Anleger geeignet, die nicht ständig die Entwicklung all ihrer Wertpapiere im Auge behalten können oder wollen. Doch gänzlich unbeachtet sollten Anleger ihr Depot nicht lassen. Mit Stop-Loss-Ordern lässt sich zwar ein plötzlicher Kursrutsch abfedern, doch das Werkzeug ist kein Selbstläufer. Zwei Dinge gilt es zu beachten:
- Der Stop-Kurs ist keine Kursgarantie
Erreicht der Kurs eines Wertpapiers die Stop-Marke, greift der Verkaufsauftrag. Die Marke zeigt aber nur an, dass die Papiere ab diesem Kurs verkauft werden sollen. Gerade bei einem sehr heftigen Kursrutsch kann der tatsächliche Verkaufskurs auch unter dieser Marke liegen.
Der Stop-Kurs ist also keine Kursgarantie, sondern nur ein automatischer Auftrag für eine Bestens-Order. Damit wird eine unlimitierte Verkaufsorder beschrieben, bei dem das Wertpapier zum bestmöglichen Kurs verkauft wird. Sinkt der Preis der Wertpapiere zwischen der Erteilung des Auftrags und dem eigentlichen Verkauf weiter, kann der bestmögliche Verkaufskurs unter dem Stop-Kurs liegen.
- Schwierige Suche nach der Untergrenze
Am schwierigsten ist die Wahl der richtigen Untergrenzen für die Stop-Loss-Order. Liegt die Grenze zu nahe am aktuellen Kurs, können bereits kleinere Schwankungen den Verkaufsauftrag auslösen. Liegt sie zu weit entfernt, drohen unnötig hohe Verluste. Wenn sich die Aktie im Aufwärtstrend befindet, sollte die Stop-Marke regelmäßig nach oben angepasst werden.
Eine allgemeingültige Regel für die Wahl der Untergrenze gibt es nicht. Sie richtet sich nach der individuellen Risikoneigung, der Schwankungsbreite eines Papiers und der allgemeinen Marktlage. Häufig wird eine Spanne von zehn bis 20 Prozent unter dem aktuellen Kurs genannt. Doch die „richtige“ Untergrenze muss jeder Anleger selbst finden.
Sinnvoll scheint es nur, bei der Wahl der Untergrenze runde Beträge oder Kursmarken zu meiden. Da unterscheidet sich die Stop-Loss-Order nicht vom Lottoschein: Wer beliebte Zahlen tippt, bekommt am Ende weniger Geld. Bei runden Beträgen oder Kennzahlen aus der Chartanalyse greifen viele automatisierte Verkaufsaufträge, was den Kurs schnell nach unten drückt.
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